Port Hardy ist ein kleines Fischerdorf mit rund 5.000 Einwohnern im Nordosten der Insel. Unser tatsächliches Ziel war jedoch Telegraph Cove. Da dieses Örtchen nur aus ein paar Häusern besteht und bereits alles ausgebucht war, quartierten wir uns im rund 60 Kilometer entfernten Port Hardy ein. Dabei übernachteten wir in einem liebevoll angelegten Apartment etwas außerhalb des Stadtkerns. Unsere Vermieterin erzählte uns, dass in der Nacht zuvor direkt vor dem Eingangsbereich am Boden ein Fußabdruck eines Bären zu sehen war. Aufgrund dessen kontrollierten wir nicht nur einmal, ob die Eingangstür auch versperrt war, bevor wir zu Bett gingen.
Zunächst informierten wir uns im Visitor Center über diverse Tourenanbieter. Ganz oben auf der Liste stand natürlich wieder eine Whale Watching Tour – die letzte Möglichkeit, da wir im Anschluss wieder auf das Festland fuhren. Telegraph Cove ist für seine Stelzenhäuser und seiner hohen Walpopulation bekannt. Unsere gebuchte Tour wäre sogar erstattet worden, hätten wir keinen Wal gesehen. Aber ich möchte jetzt nicht zu viel schon vorne wegnehmen. Die einzig noch verfügbare Tour startete von Telegraph Cove. Im Hochsommer bieten Port Hardy und auch einige andere Ort noch diverse Waltouren an.
Die Johnstone Street macht Telegraph Cove und die anderen Orte sehr bekannt. Darunter versteht man die Meerenge zwischen Vancouver Island und dem kanadischen Festland.
Aufgrund der schlechten Wetterbedingungen fand die nächste verfügbare Tour erst am kommenden Tag statt und wir hatten auch noch Glück, da nicht mehr viele Plätze am Boot frei waren. Für sechs Personen ist es nicht immer so einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Nach dem wir die Tour glücklicherweise fixieren konnten, kauften wir noch ein paar Souvenirs für die Familie zuhause. Direkt im Shop von „Prince of Whales“ findet ihr bestimmt nette Andenken und Geschenke – also wir wurden reichlich fündig. Im Anschluss stärkten wir uns noch vor Ort im „Killer Whale Cafe“, wo es eine große Auswahl an Burger gab.
Im Anschluss nahmen wir den Quatse River Loop Trail in Angriff. Es handelte sich dabei nur um einen kleinen Rundgang, wo wir beim Quatse Salmon Interpretive Centre vorbeikamen. Dort züchtete man Lachse und aufgrund dessen musste man sich vor einer Bären-Begegnung in Acht nehmen. Zu Beginn waren wir uns nicht ganz sicher, ob wir überhaupt am richtigen Weg gingen, da dieser eher einem Feldweg glich. Weiters ist dort auch ein Camping-Platz zu finden. Dieser vereinfachte uns die Suche nach dem richtigen Weg keinesfalls. Somit starteten wir auf gut Glück einfach los – und das am richtigen Weg, da uns nach einigen Minuten ein Spaziergänger mit einem Hund entgegen kam und wir uns erkundigten. Jeder von uns merkte, dass sich der Hund absolut nicht wohl fühlte in dieser Situation. Er spürte den Bären förmlich. Nach kurzer Zeit war es dann tatsächlich so weit, da keine 15 Meter vor uns ein Schwarzbär über den Weg lief. Jeder blieb stehen und jedem war der Schrecken ins Gesicht geschrieben. Denn ein kleiner Bär war das keinesfalls. Nach einer kurzen Überlegung was wir nun tun sollten, entschieden wir uns den Trail fortzusetzen. Kurz vor dem Ende des Trails sahen wir einen weiteren Bären in einem Flussbett, welcher gerade auf Lachsfang war. Aus sicherer Entfernung war die Lage etwas entspannter.
Am nächsten Tag startete dann unsere letzte Whale Watching Tour in Telegraphe Cove. Wenn ihr den Highway 19 verlässt, braucht ihr euch keine Sorgen machen. Die Straße ist bis Telegraph Cove durchgängig asphaltiert. Plant jedoch von Port Hardy kommend eine Stunde Fahrtzeit ein. Vom Steg aus sahen wir bereits einige Seehunde und Schweinswale und keine fünf Minuten danach sprangen bereits die ersten Delfine aus dem Wasser. Ein Buckelwal war auch zu sehen und es wirkte so, als würden sie miteinander spielen. Wir wussten gar nicht mehr, wo wir als erstes hinschauen sollten. Zweimal tauchte ein Buckelwal keine zehn Meter vor unserem Boot auf und zeigte seine Schwanzflosse. Kurz danach kam schon die Meldung über den Funk rein, dass etwas weiter nördlich eine größere Gruppe Orcas gesichtet wurde. Der Anblick war dann einfach nur überwältigend – zig Delfine begleiteten einige Orcas. So still war es selten an Board. Für einige Minuten hörte man nur Kamerageräusche. Bei der Rückfahrt konnten wir noch mehrere Buckelwale beim Jagen beobachten. Nach knappen vier Stunden ging eine sehr atemberaubende und spektakuläre Whale Watching Tour zu Ende. Leider war ich zu diesem Zeitpunkt kameratechnisch noch nicht so gut ausgestattet, wie ich es jetzt bin. Ansonsten würdet ihr hier wahrscheinlich nicht nur ein Foto von den Orcas sehen auf meinem Blog.
Zum Abschluss, bevor wir in den Hafen zurückkehrten, sichteten wir noch einmal mehrere Orcas. Dieses Mal waren es Transit Orcas, die im Gegensatz zu den Resident Orcas, Säugetiere jagten. Wenn du dich für die Natur und Tierwelt begeisterst, bis du hier definitiv richtig. Das ist meine Geschichte von Telegraph Cove. Gleichzeitig war es auch der letzte volle Tag auf Vancouver Island – im vielleicht schönsten Dörfchen der Insel.
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