Ein Grund, warum ich mich für diese Route durch Indien entschieden habe, war ein Nationalpark wo wir Tiger besichtigen konnten. Ich wollte unbedingt das Goldene Dreieck bereisen (Delhi, Jaipur und Agra), aber auch den Ranthambore Nationalpark. In den Tagen zuvor standen nur Städte am Programm. Somit war es Zeit, diesen etwas den Rücken zu kehren, um die Wildnis genießen zu können. Das war der Grund, warum wir weniger Zeit in Jaipur zu Verfügung hatten und einen Tag früher als geplant zum Ranthambore Nationalpark reisten. Im Nachhinein war es leider ein Schuss in den Ofen. Insgesamt wohnten wir fünf Safaris bei und die Highlights hielten sich in Grenzen. Zum Ranthambore Nationalpark muss ich erwähnen, dass nur 20% des gesamten Parks der Öffentlichkeit zugänglich sind. Die anderen 80 % versucht man so gut wie möglich zu erhalten und sind nicht zugänglich. Zu meiner Zeit lebten 65 Tiger im gesamten Nationalpark und 22 Tiger hatten ihre Territorien in den zugänglichen 20%, somit war ich zu Beginn schon optimistisch.

Ranthambore
Ranthambore

Ich muss jetzt jedoch loswerden, dass wir in Afrika sehr verwöhnt wurden bei den Safaris und ich deswegen vielleicht zu hohe Erwartungen hatte. Meiner Meinung nach waren die Guides in Afrika um ein Vielfaches kompetenter. In Indien konnten wir mit kaum einem Guide in Englischer Sprache kommunizieren, wenn mal Fragen anfielen. Hin und wieder stoppten wir in einer großen offenen Fläche und warteten mehrere Minuten – auf nichts. Ein Fahrer schlief sogar ein für kurze Zeit. Und aufgrund der Sprachbarriere konnte man uns nicht aufklären, warum wir hier gerade eine Pause machten. Das stieß uns schon etwas sauer auf, da die Safari umgerechnet rund 45 Euro kostete und wir im Durchschnitt nur zwei Stunden im Nationalpark selbst verbrachten. Bei der Buchung konnten wir einen Wunsch abgeben, ob wir die Safari mit einem Jeep (sechs Sitze) oder einem Truck (umgebauter LKW mit rund 15 bis 20 Sitze) bestreiten wollten. Der Truck war um rund 15 Euro billiger und um einiges bequemer. Da wir aber flexibler sein wollten, versuchten wir es zunächst mit dem Jeep, was leider eine schlechte Entscheidung war.

Der Ranthambore Nationalpark wird in Zonen untergliedert – Zone 1 bis Zone 10. Mit dem Jeep waren wir in der Zone 7 und 8 unterwegs. Durch unsere Recherchen zuvor, wussten wir bereits, dass das die beiden Zonen mit der geringsten Aussicht auf eine Sichtung sind. Warum schickt man uns dann in diese Zone? Eine Frage, welche ich euch nicht beantworten kann. Die Zonen kann man sich selbst nicht aussuchen. Mittels „Losverfahren“ wird man einer Zone vom Department zugeteilt und es ist nicht erlaubt in eine andere zu fahren. Die Papiere prüfte man bei jeder Einfahrt in den Nationalpark. Somit bestand keine Chance etwas zu schummeln. Zweimal teilte man uns mit einem Truck die Zone 3 zu. Die Guides schwärmten von dieser Zone im Ranthambore Nationalpark, denn diese Zone war das Territorium von insgesamt vier Tigern – zwei 15 Monate alte Jungtiere und zwei Ausgewachsene – landschaftlich war diese Zone top, Tiger waren aber leider weit und breit nicht zu sehen. Mit großer Ernüchterung ging es nach beiden morgendlichen Safaris zurück in unser Quartier. Nach den vier Safaris war die Spannung schon recht hoch, denn einen Tiger zu sehen bedeutete mir sehr viel. Für mich wäre es so gewesen, als hätte ich in Südafrika keinen Löwen gesehen oder in Kanada keinen Wal. Auch bei der fünften und letzten Safari schienen wir zunächst glücklos zu sein.

Ranthambore

Gegen 17 Uhr fanden wir in einem kleinen Teil fünf oder sechs Autos vor, alle nacheinander aufgereiht. Tatsächlich konnten wir dann in einer nicht allzu geringen Ferne einen Tiger bestaunen. Dieser war mit knapp über zwei Jahren noch nicht vollständig ausgewachsen. Somit war nicht nur der Tag, sondern die ganzen Safaris in Indien mehr als nur gerettet. Ich begeistere mich sehr für Safaris. Ich würde fast sagen, dass diese Abschnitte zu den außergewöhnlichsten Erlebnissen auf meiner bisherigen Reise zählten. Dieses Adrenalin, welches bei einer besonderen Sichtung durch den Körper strömt, ist eines der besten Gefühle.