Indien und vor allem Delhi weißt leider eine extremst hohe Quote von Kindern auf, welche Tag täglich auf der Straße leben und kein Zuhause besitzen. Bei einer geführten Tour in einer Gegend, welche ich alleine nie betreten würde, klärte man uns über deren Alltag auf und man lotste uns durch diesen Bereich der Altstadt. Einen besseren Einstieg in Delhi könnte ich mir nicht vorstellen. Unterrichtet wurden wir dabei von einem 19-jährigen Mädchen, welches selbst noch vor einigen Jahren auf den Straßen und in unzumutbaren Verhältnissen lebte. Sie erzählte uns diverse Gründe, warum es zu einem solchen Leben kommen kann und berichtete uns auch über ihr eigenes Schicksal. Leider fällt mir ihr Name nicht mehr ein. Mit zwölf Jahren riss sie von zuhause aus, nachdem ihr Vater zu trinken begann und gewalttätig gegenüber ihr, ihrer Mutter und ihren Geschwistern wurde. Aufgrund dessen ergriff die damals Jugendliche mit so einem Alter die Flucht. Seit rund sieben Jahren hat sie keinen Kontakt zu jemanden aus ihrer Familie und begann ein Leben auf der Straße. Nach ihrer Geschichte wurde es für eine lange Zeit sehr still. Nicht immer liegt es aber an den Eltern oder an der Familie. Einige Jugendliche sind Wort wörtlich selbst daran schuld und für ihr Schicksal verantwortlich. Manche wurden schon in sehr jungen Jahren alkohol- oder drogenabhängig, gerieten auf die schiefe Bahn und fanden den Weg aus diesem tiefen Loch nicht mehr heraus. Es scheint wie ein Teufelskreis zu sein. Wenn man einmal drinnen ist, kommt man alleine nur sehr schwer wieder raus. Es scheint fast unmöglich zu sein.
Auf dem Bild seht ihr, wo unser Guide den Englisch-Unterricht genießen durfte. Glücklicherweise rutschte sie nach gut zwei Jahren auf der Straße in ein staatlich gefördertes Projekt und ergriff diese Chance auf ein besseres Leben. Zum Zeitpunkt meines Besuchs war sie 19 Jahre alt, begleitet regelmäßig Touren und klärt dabei über das Leben auf den Straßen Delhis auf. Ich kann euch nur ans Herz legen, dass ihr einer solchen Tour in Delhi beiwohnt. Meiner Meinung gehört das genauso dazu, wie beispielsweise eine Tour durch die Favelas in Rio de Janeiro oder eine Township-Tour in Kapstadt, denn zu so einer Reise gehören nicht nur die guten und schönen Seiten. Das Negative prägt meistens sogar noch mehr.
Mehrmals sagte man uns, dass wir keinem bettelnden Kind oder auch Erwachsenen Geld geben sollen. Dadurch wird zu 99 Prozent deren Alkohol, Zigaretten oder Drogen finanziert. Wenn ihr etwas Gutes tun wollt, dann gebt den Bedürftigen etwas zu Essen oder zu Trinken!
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