Kaum eine Indienreise führt nicht nach Delhi. Die Stadt selbst erzählt viele bewegende Geschichten und hat auch viel zu bieten. Viele, die jedoch die Stadt das erste Mal besuchen, werden wahrscheinlich zunächst mal geschockt sein. Irgendwie ist alles gleich aber dennoch anders. 17 Millionen Bewohner, mehr muss ich dazu nicht sagen. Jemanden, der noch nie in Asien war, würde ich auf alle Fälle eine geführte Stadttour empfehlen, um den Einstieg etwas zu erleichtern. Indem man in der Stadt so viel machen und sehen kann, sollte man sich das herauspicken, was man sehen mag. Ich finde, dass ein guter Mix immer wichtig ist, sprich bekannte Bauwerke begutachten, lokale Märkte besuchen und auch die Ruhe in einem Park genießen. All das findet ihr nun hier in den folgenden Zeilen.
Chandni Chowk
Der Chandni Chowk ist einer der ältesten Märkte in ganz Delhi und definitiv einen Besuch wert. Glücklicherweise besuchten wir den Markt zu einer frühen Stunde und es war noch nicht ganz so viel los. Aber die Anreise dauerte ewig auf den Straßen, denn diese waren mehr als nur vollgestopft. Wieder kämpften die Fahrer um jeden Millimeter und jede Sekunde. Mich wundert es nach wie vor, warum es hier nicht häufiger zu Unfällen zwischen Rikschas, Mofas, Autos und Fußgängern kommt. Rücksicht wird auf niemanden genommen! Die Fahrt vom neuen Stadtteil in den alten fühlte sich wie eine Zeitreise an. Kaum angekommen beim Markt, begannen meine Augen zu tränen. Ein Mix aus all den Gewürzen, Düften und den Rauchschwaden dürfte dafür verantwortlich gewesen sein, denn Essensstände fand man an jeder Ecke vor. Noch dazu war die Luft in Delhi auch nicht gerad die beste. Wenn dein Magen schon etwas abgehärtet ist, würde ich das Street Food dort auf alle Fälle probieren. Es riecht fantastisch und schaut köstlich aus. Da ich aber erst vor wenigen Tagen nach Indien reiste, wollte ich auf Nummer sicher gehen und verzichtete. Vielleicht kann dir dein Hotel auch den einen oder anderen Stand empfehlen, welche als „sicherer“ betrachtet werden können. Dort durch die Straßen zu schlendern, empfand ich schon als recht anstrengend. Auch noch durch die engsten Gassen zwangen sich Mofas in Rikschas und das nicht gerade langsam – Vorsicht ist geboten.
Gurudwara Sis Ganj
Beim Gurudwara Sis Ganj handelt es sich um einen Sikh-Tempel. Ich finde es wirklich spannend die verschiedensten Rituale und die Menschen in ihrem Glauben zu sehen. Wenn ihr den Chandni Chowk besucht, würde sich dieser Tempel auf jeden Fall anbieten, da dieser nur unweit entfernt und leicht zu Fuß zu erreichen ist. Was diesen Tempel noch dazu so besonders macht, ist eine Art Suppenküche, welche sich gleich nebenan befindet. Dort haben die Gläubigen die Möglichkeit zu einer kostenlosen Mahlzeit. Einen kurzen Blick warfen auch wir in die Küche und den Essensraum. Jedermann saß am Boden und aß, wie die meisten Inder ohne Besteck nur mit den Fingern.
Jama Masjid
Die Jama Masjid bietet Platz für 25.000 Gläubige, ist die größte Moschee in ganz Asien und eine der größten auf der ganzen Welt. Die Bauweise mit weißem Marmor und rotem Sandstein verzückte mich schon sehr, wenn man bedenkt, dass man diese im Jahr 1658 nach einer 15 jährigen Bauphase fertig stellte. Außerhalb der Gebetsstunden ist die Jama Masjid für die Öffentlichkeit zugänglich. Mit einer Gebühr von 200 Rupien müsst ihr rechnen und wenn ihr Fotos machen wollt, müsst ihr zusätzlich 100 Rupien bezahlen. Man versucht wirklich mit allem Geld zu machen, auch wenn es nur um einen geringen Betrag geht. Beachtet, dass eure Schultern und die Knie bedeckt sein müssen. Ansonsten müsst ihr euch dort ein dreckiges und ungewaschenes Tuch leihen. Obwohl es schon sehr touristisch ist, kann ich euch einen Besuch wärmstens empfehlen. Bringt vor allem im Sommer ein Paar Socken mit, denn in den meisten heiligen Gebäude dürft ihr nicht mit euren Schuhen rein und gerade zu dieser Jahreszeit kann durch die Hitze der Boden unglaublich heiß werden.
Connaught Place
Der Connaught Place ist so gesagt das Zentrum Delhis. Ein ganzes Einkaufsviertel steht für euch bereit. Hier war alles vorzufinden: Nike, Adidas, Levis und noch vieles mehr. Ebenso ist dort ein McDonalds bzw. ein Starbucks angesiedelt, solltet ihr eine Abwechslung brauchen. Ich liebe zwar das indische Essen, aber nach einigen Tagen freute ich mich so richtig auf etwas Frittiertes. Übrigens hatte ich auch mal etwas Glück. Durch Rajasthan wollte ich nur mit meinem kleinen Rucksack reisen und mit einer kleinen Reisetasche. Deswegen kaufte ich mir im Adidas-Shop eine kleine Sporttasche, welche ich dann auch für meine Reise nach Varanasi und Amritsar nutzte. Es ist doch etwas einfach und man kommt schneller voran, wenn man nur mit Handgepäck reist. Warum erwähne ich das? Kostenmäßig wurde ich nicht dafür belangt und ersparte mir knappe 50 Euro, da anscheinend das Kartenterminal ein Problem hatte. Ich erhielt zwar eine Rechnung, aber dieser Einkauf schien nicht in meiner Kreditkartenabrechnung auf.
India Gate
Achtung! Ich bin nicht in Paris. Die Ähnlichkeit war schon verblüffend. Den Triumphbogen in Delhi kann man auch als Art Denkmal betrachten, denn dort ehrt man alle Soldaten, die im Krieg fielen. Umgeben ist der Triumphbogen von einer riesigen Grünfläche und einem künstlich angelegten Fluss. Auch ein Markt war dort anzufinden, leider hatten wir aber dazu zu wenig Zeit. Bei kaum einer anderen Sehenswürdigkeit traf man so viele Inder an, da diese Parkanlage auch bei den Einheimischen sehr beliebt ist. Überall fand man Familien mit ihren Kindern sitzend im Rasen vor, picknickten und relaxten. Passt jedoch auf eure Sachen und Wertgegenstände auf! Wie erwähnt, fand ich selten einen so vollgestopften Platz vor!
Lodhi Park
Wenn du mal den ganzen Trubel entfliehen möchtest, ist der Lodhi Park genau das Richtige für dich. Also ich konnte dort meine Zeit so richtig genießen. Dazwischen fand ich eine etwas in die Jahre gekommene Architektur vor. Und nirgendwo anders fand man so viele „schlafende“ Inder vor, auch sie genossen die Ruhe. Phasenweise, wenn man weit genug von den Eingängen entfernt war, hörte man kein lästiges Hupen von diversen Autos, Bussen oder Rikschas. Ich würde für den Park mindestens zwei Stunden einplanen – warum? Ihr werdet die Ruhe bestimmt genauso genießen und auskosten, wie ich.
Gedenkstätte Mahatma Ghandi
Dann gibt es noch die Mahatma Gandhi-Gedenkstätte. Der indische Friedenskämpfer wurde im Jahre 1948 beigesetzt und seither strömen tausende Touristen zu seinem Grab, aber auch viele Inder pilgern täglich zu dieser Gedenkstätte, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Beachtet jedoch die Öffnungszeiten, denn dieser Park ist nicht durchgehend geöffnet.
Ihr fragt euch vielleicht, warum ich das Red Fort, die größte Festungsanlage Delhis nicht besuchte. Das kann ich recht einfach beantworten: Der Grund ist die Zeit. Mir legte man nahe, da ich das Fort in Agra besuchte, dass ich die Zeit in Delhi anders und besser nutzen kann und solle, da sich die beiden Forts doch etwas ähneln. Wenn ihr einen Tag in Agra verbringt, macht es genauso wie ich. Da man den Taj Mahal auch in zwei bis drei Stunden erledigt hat, würde sich im Anschluss noch das Fort Agra anbieten. Somit könnt ihr ohne schlechtes Gewissen das Red Fort in Delhi auslassen und euch auf andere Plätze und Sehenswürdigkeiten fokussieren.
Delhi hat noch so viel mehr zu bieten. Versucht euch ausreichend zu informieren und sucht das raus, was euch am meisten interessiert. Wenn ihr alles das hier Beschriebene besucht, seid ihr mindestens zwei Tage eingedeckt. Auch in Delhi bin ich der Meinung: Weniger ist mehr! Seid darauf gefasst, dass euch der Verkehr einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen kann.
Zuletzte möchte ich nochmals die Straßenkinder erwähnen. Da mir das Thema so am Herzen lag, gibt es dazu einen eigenen Artikel.
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