„Welcome to gangster city“, dies waren meine ersten Gedanken als ich aus dem Flugzeug in Johannesburg ausstieg. Ich packte all meine Wertgegenstände in sogenannte „hidden pockets“ um mich vor den Taschendieben zu schützen. Als wir dann den gesicherten Bereich am Flughafen verließen war alles halb so schlimm. Ein Mann mit Warnweste führte uns zum Schalter des Mietwagenverleihs (natürlich spekulierte er auf ein Trinkgeld). Die Fahrt aus dem Flughafen verlief ohne Probleme, dazu muss auch erwähnt werden, dass wir am Vormittag ankamen und sofort aus der Stadt hinausfuhren. Bei einer Ankunft am Abend würde ich eher eine Nacht in einem Hotel direkt am Flughafen empfehlen. In diesem Land gilt Linksverkehr, dies sollte aber nach einer kurzen Eingewöhnungsphase kein Problem darstellen. Am Anfang sollten alle Insaßen ein wachsames Auge auf den Verkehr haben. Die Verkehrsteilnehmer waren überraschenderweise sehr diszipliniert und nehmen auch Rücksicht auf europäische Touristen, welche im Linksverkehr noch nicht ganz fit sind. Vorsicht ist auch bei den Kreuzungen geboten, da hier meistens in jeder Richtung eine Stop Tafel aufgestellt ist und die Weiterfahrt richtet sich nach der Ankunft bei der Kreuzung (wer zuerst kommt fährt zuerst). Bei einer Fahrt durch das Land kommt man zwangsweise immer wieder an den Townships vorbei, diese können sehr unterschiedlich sein.

Potholes

Die Townships reichen von Reihenhaus ähnlichen Siedlungen bis zu Slums mit Wellblechhütten. Vor manchen Townships möchte man lieber keine Autopanne haben, deshalb sollte auf ein zuverlässiges Auto geachtet werden. Die Menschen aus den sehr armen Townships bekommt man in Südafrika nicht sehr oft zu Gesicht, aus welchen Gründen auch immer. Man sieht in Südafrika auch sehr viele deutsche Autos aus der Oberklasse. Also man fällt hier auch mit einem deutschen SUV nicht besonders auf. Die Straßen verlaufen oft direkt neben den Townships und sind besonders im Landesinneren in seltenen Fällen reine Schotterpisten, jedoch sind die Fahrbahnen immer wieder mit tiefen Schlaglöchern gespickt. Ein SUV oder Geländewagen ist in Südafrika nicht unbedingt notwendig, jedoch würde ich einen empfehlen falls noch etwas vom Reisebudget übrig ist. Leider erwischten wir eines dieser Schlaglöcher mit unserem Kompaktwagen und zerstörten dabei einen Reifen. Von unserem Mietwagenverleih kam dabei leider wenig Unterstützung und wir mussten uns selbst um einen neuen Reifen kümmern. Ohne die Hilfe der Rezeptionistin unserer Unterkunft wäre dies kaum zu bewerkstelligen gewesen, da es hier leider auch viele Betrüger gibt, für die europäische Touristen ein gefundenes Fressen sind.  Die Werkstatt die wir aufsuchen, war tip top und konnte locker mit europäischen Werkstätten mithalten.

Potholes

Bei der Fahrt dorthin kamen wir durch einen Standortfehler unserer Navigationsapp mitten in einen Ort der mit Tourismus so gar nichts am Hut hatte. Dort fiel unser Sicherheitsgefühl direkt in den Keller. Wir wurden weder bedroht noch beraubt, jedoch hatten wir ein sehr mulmiges Gefühl in dieser Gegend. Zum Glück kommt man als Tourist so gut wie nie in solche Orte. Unserer Erfahrung nach fühlten wir uns in den Orten mit einem englischen oder holländischen Namen wesentlich sicherer. Dort befinden sich in der Regel auch die Unterkünfte für Touristen und in diesen kann man sich in der Regel auch frei bewegen, zum Teil auch bei Dunkelheit. Über die Sicherheitslage sollte man sich immer vor Ort informieren, da sich diese innerhalb von kurzen Distanzen drastisch ändern kann. Wenn man auf den Straßen unterwegs ist bieten sich Tankstellen immer wieder für einen kurzen Zwischenstopp an, da diese normalerweise sehr sicher sind und meistens über eine Toilette verfügen. Um zu Tanken muss man hier nicht aus dem Fahrzeug aussteigen, hierfür gibt es immer Tankwart, welche sich über ein kleines Trinkgeld freuen. Dies trifft auch auf die Parkwächter zu, welche zum Teil vor Geschäften die dort geparkten Autos bewachen, diese erkennt man an der Warnweste.

Sicherheit auf der Garden Route

Die Garden Route zählt eindeutig zu den schönsten Plätzen in Südafrika. Daher ist es auch kein Zufall, dass sich hier gerne die Reichen und Schönen dieses Landes niederlassen. Es gibt großzügige Villen und gute Restaurants in dieser Gegend. Die Orte an denen man als Tourist hinkommt sind sehr sicher und man kann sich frei bewegen. Die Garden Route wirkt im Großen und Ganzen sehr einladend und man fühlt sich hier manchmal eher wie in Europa als in Afrika. Allerdings findet man sehr oft nur ein paar Kilometer außerhalb dieser Orte große Armut.

Sicherheit in Kapstadt

Kapstadt empfanden wir wesentlich sicherer als wir erwarteten. Jedoch waren wir in der Nebensaison in der Stadt und so gut wie nie bei Dunkelheit unterwegs. Wir gingen die komplette Long Street entlang ohne uns auch nur einmal unsicher zu fühlen. Die Victoria and Alfred Waterfront und der Tafelberg geben einem das Gefühl, eher in Europa als in Afrika zu sein. Diese sind sehr touristisch (bei der Waterfront findet man auch eine Vielzahl an Sicherheitspersonal). Wir unternahmen auch eine hier angebotene Township Tour, welche auch ohne Probleme verlief. Diese würde ich unbedingt empfehlen, da man durch diese die dort lebenden Menschen besser kennenlernen kann und meist dann mit einem anderen Bild dieser Menschen das Township verlässt.

Fazit

Vor meiner Reise hatte ich ein mulmiges Gefühl, da meine Erwartungshaltung eher in Richtung eines sehr unsicheren Landes ging. Diese Haltung hat sich während unserer Reise geändert. Die Menschen in Südafrika sind wirklich sehr nett und hilfsbereit. Jedoch muss man sich der sozialen Probleme in diesem Land immer bewusst sein und stets Acht geben wo man sich bewegt, beziehungsweise wie man sich bewegt. Der Unterschied zwischen arm und reich ist hier enorm und dies zieht natürlich auch Probleme nach sich. Ich würde jedem raten, sich nicht von Medienberichten oder Bekannten verunsichern zu lassen. Südafrika ist auf jeden Fall eine Reise wert.